Ich kann es kaum glauben, dass ich das hier schreiben muss:
Während Frankreich Milliarden in KI-Modelle, souveräne Cloud-Infrastrukturen und Open-Source-Standards steckt – faxen wir in Deutschland weiter unsere Arzttermine durch die Republik, diskutieren über Sonnencreme statt über Solarpotenzial, und erklären 5G zum Sicherheitsrisiko. Willkommen im Digital-Mittelalter.
Und ich sage das nicht als Außenstehender. Ich bin Entwickler, Ideengeber, Berater. Ich sitze im Gemeinderat, diskutiere über Technikförderung. Ich liebe Fortschritt – und ich weiß: Wir könnten in Deutschland längst ganz vorne mitspielen. Aber wir wollen nicht.
Frankreich macht vor, wie Zukunft geht
Gerade eben stieß ich auf den LinkedIn-Post von Grégory Driot. Darin hebt er ein Projekt namens Sonata hervor – eine technologische Forschungsinitiative, die zeigt:
Wir brauchen keine amerikanischen Modelle, wenn wir eigene Lösungen aufbauen können.
Wir haben die Talente, die Rechenzentren, die Netzwerke. Es fehlt nur: Mut und Kapital.
Frankreich hat beides. Unterstützt durch Hub France IA, Bpifrance, Mistral AI, und gefördert von staatlicher Seite, entstehen gerade echte Alternativen zu GPT & Co.
Projekte wie:
- CroissantLLM – ein souveränes Sprachmodell für französische Behörden & Unternehmen
- OpenLLM-France – Open-Source für alle, die nicht blind US-APIs nutzen wollen
- Stargate-Initiativen – mit Milliardeninvestments für europäische Rechenzentren
- Und Sonata? Auch wenn es nur ein 3D-Self-Learning-Modell ist, steht es sinnbildlich für den Unterschied: Frankreich testet, baut, skaliert. Deutschland diskutiert, bremst, bezweifelt.
Deutschland: Zwischen Digital-Burnout und Faxgerät
Ich will hier gar nicht auf das berühmte Glasfaser-Versagen, die Funklöcher oder das leidige „Fax ist sicher“-Argument rumreiten. Die leidige "Neuland"-Debatte unserer Ex-Kanzlerin möchte ich gar nicht ansprechen. Ich will auch nicht nur über eine Zukunftsministerin herziehen, deren einziger KI-Impuls bisher ein „Leitplankenpapier“ war, das klingt, als hätte man es mit der Schreibmaschine getippt. Aber irgendwann wird es peinlich.
Für mich. Für dich. Für uns alle, die mehr könnten – und die verdammt nochmal wollen.
Denn:
- Die Rechenleistung ist da (wir nutzen sie nur nicht).
- Die Talente sind da (sie wandern ab oder resignieren).
- Die Ideen sind da (werden aber von Konservativen und Nixblickern zerredet)
- Die Initiativen sind da (aber sie versanden in Förderanträgen).
- Die Unternehmen sind bereit (aber kriegen keine Luft unter die Flügel).
Was wir tun müssen – und zwar jetzt
- Frankreich nicht beneiden, sondern nachziehen.
OpenLLM? Können wir auch. Mit universitärem Rückgrat und Industrie-Partnerschaften. - Statt Regulierung zuerst: Infrastruktur zuerst.
Gaia-X, EuroHPC, souveräne Cloud-Hosts – in Frankreich Realität. In Deutschland: Konzeptpapiere. - Mittelstand aktivieren, nicht belehren.
Technik-Offensiven starten, nicht Digitalstrategie-Workshops. - Talente halten. Räume geben. Projekte fördern.
Ein KI-Projekt ist nicht automatisch gefährlich, bloß weil es aus Deutschland kommt. Vertrauen wagen.
Mein persönlicher Appell:
Ich will nicht mehr erklären müssen, dass ich aus einem Land komme, das lieber Teletext liest als Technologien testet. Ich will nicht mehr entschuldigen müssen, dass wir faxen, wo andere auf Plattformen bauen. Ich will Teil eines Deutschlands sein, das KI mitgestaltet – und nicht bloß zögert, ob’s sicher ist.
Europa ist bereit. Frankreich ist losgelaufen. Und Deutschland? Bist du noch wach?
Lasst uns endlich die Ärmel hochkrempeln!